Biogasanlage BLÜMEL KOMPOSTBETRIEB
Standort | Teugn, Bayern |
Bauzeit | 1994/1995 |
Substrat | Bioabfall |
Durchsatz | 13.000 Mg/a |
Fermenter | 2-Stufen-Betonbehälter á 800 m3 |
Gasnutzung | 2 Zündstrahler á 160 kWel |
Extras | Gasspeicher über beiden Fermentern |
Leistungsumfang | Grundlagenermittlung, Vor-, Entwurf- Genehmigung- und Ausführungsplanung, Bauoberleitung, Inbetriebnahme (für TBW GmbH) |
In dieser Anlage wird keine Gülle, sondern ausschließlich Bioabfall vergoren. Lediglich zum Anfahren des Prozesses in der Phase der Inbetriebnahme wurde ein Gemisch aus Klärschlamm und Rindergülle verwendet. Der Bioabfall wird von den Privathaushalten in Tonnen getrennt gesammelt. Er besteht im wesentlichen aus Küchen- und Gartenabfällen.
Wegen Fehlwürfen muss dennoch mit anderen Materialien, wie Steine, Plastik, Batterien etc. gerechnet werden. Deshalb ist eine Vorbehandlung des Bioabfalls unbedingt notwendig. Dies beinhaltet u.a. eine Siebung, Metallabtrennung, händische Sichtkontrolle und Zerkleinerung. Die Vergärungsanlage BLUEMEL besteht aus der Anlieferungs- und Aufbereitungshalle, zwei Hydrolysebehältern, zwei Fermentern, zwei BHKWs, einem Separator zur Feststoffabtrennung und einer Kompostierungseinheit.
Die Anlage wird überwiegend automatisch von der Steuerungszentrale betreut und gesteuert. Der Besitzer der Vergärungsanlage BLUEMEL betreibt in der Nähe ebenso eine Kompostierungsanlage und eine Anlage zur Verwertung von Altholz. Technik und Substrate können hier z.T. gemeinsam verwendet werden. Tatsächlich ist diese Anlage keine landwirtschaftliche Biogasanlage sondern vielmehr eine industrielle Vergärungsanlage. Die Ausstattung sowie der Organisations- und Planungsaufwand sind ein Wesentliches höher und auf einem ganz anderen Automatisierungs- und Sicherheitsniveau angesiedelt. Aufgrund des speziellen Substrats, das nicht wie Gülle behandelt werden darf, wurde ein Zweistufenverfahren gewählt, welches die Hydrolyse- von der Methanisierungsphase abtrennt. Dadurch werden eine optimale Prozessstabilität und Gasqualität erzielt. Der frische Bioabfall wird von den üblichen Müllsammelwagen in einer geschlossenen Annahmehalle angeliefert und aufbereitet. Der von Störstoffen befreite Bioabfall wird mit recyceltem Prozesswasser pumpfähig gemacht und in die Hydrolysebehälter gepumpt. Dort läuft die erste Phase des Biogasprozesses ab. Dabei entsteht im wesentlich Kohlendioxid, das energetisch uninteressant ist. Dieses Gas wird über einen Biofilter gereinigt und dann in die Atmosphäre abgegeben.
Die Mikroorganismen in den Hydrolysebehältern der Vergärungsanlage BLUEMEL sind verantwortlich für die beste Vorbehandlung und Aufschließung des Materials, bevor es in die beiden Fermenter gelangt. Nach einer hydraulischen Verweilzeit von 15 Tagen im Fermenter 1wird das Substrat aus dem mesophil betriebenen Fermenter in den zweiten gepumpt, wo es wiederum 15 Tage bei thermophilen Betriebsbedingungen bleibt. Beide Fermenter sind mit je drei Rührwerken und einer Heißwasserheizung ausgestattet. Direkt über dem Fermenterraum sind die beiden Gaslager, bestehend aus je 150 m3 EPDM-Folien. Nach der Vergärung wird Wasser vom annähernd geruchlosen Rohkompost abgetrennt. Die flüssige Phase gelangt wieder in den Prozess zur Anmaischung des ankommenden Bioabfalls. Die feste Phase wird kompostiert. Es wird ein hochwertiger Qualitätskompost erzeugt. Das Biogas wird in zwei Zündstrahlaggregaten mit zusammen 330 kW elektrischer Leistung verbrannt. Die gesamte Anlage wird mit dem selbst erzeugten Strom und der Wärme versorgt. Trotzdem kann der überwiegende Teil der Stromproduktion ins Netz eingespeist werden. Die gesamte Anlage wird über ein zentrales Prozessleitsystem überwacht und kontrolliert, welches jede einzelne Messung, z.B. in den Fermentern, Gaslagern oder Motoren, zentral dokumentiert, evaluiert und bei etwaigen Abweichungen Alarm schlägt. Trotz der weitgehenden Automatisierung wird die Anlage von einem mehrköpfigen Betriebspersonal gefahren. Die Vergärungsanlage BLUEMEL wurde in den Jahren 1994/95 gebaut. Nach einem Brand 1997 wurde eine neue Aufbereitungshalle gebaut. Seitdem ist die Anlage ständig in Betrieb. Die Erfahrungen zeigten, dass eine solch große Anlage nicht ohne planerisches Know-how und Expertenwissen auskommt. Wichtig sind vor allem Erfahrungen bezüglich der Substrateigenschaften und der notwendigen Aufbereitungstechnik im Bioabfallbereich. Landwirtschaftliche Biogasanlagen arbeiten zwar mit demselben Prozess, unterscheiden sich jedoch in der Verfahrenstechnik und im Aufbau erheblich von der hier beschriebenen Vergärungsanlage.